Mein Wort zum Sonntag

Derzeit wird unsere Solidarität und Geduld auf eine harte Probe gestellt. An manchen Tagen habe ich die Hoffnung, dass die politischen Akteure und die Gesellschaft sich näher kommen, aber wenig später trübt dieser Eindruck wieder. Wie in jeder Krise, die noch nicht so existent war, wie beispielsweise diese, gibt’s keinen strukturierten Plan aus der Schublade oder einfache Antworten sowie Lösungen. Nur, weil sich nicht alles so einfach erklären lässt, steckt keine Verschwörungstheorie der Regierung dahinter. Das enttäuscht mich persönlich sehr, dass sich solche Ansichten quer durch die Gesellschaft verbreiten. Fakten und die Vernunft werden per Knopfdruck weggedrückt. Eine Empörungswelle geht durch die sozialen Netzwerke, wenn eine Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Schutz im Einzelhandel, öffentlichen Einrichtungen und ÖPNV zur Debatte steht. Aber wo bleibt diese Empörung, wenn in manchen Berufsfelder wieder ein 12-Stunden-Arbeitstag eingeführt wird?


Auch die Tatsache, dass die Wirtschaft am besten am Laufenden gehalten werden soll und im Gegensatz die Kinderbetreuung und der Schulbetrieb fast komplett eingestellt wurde, ist paradox. Ein zwei Wochen können das Eltern irgendwie mit großer Mühe regeln, aber nicht mehr als acht Wochen. Viel zu spät, nach meiner Meinung, wurden Regelungen und Gelder frei gemacht, um Verdienstausfälle wenigstens etwas auszugleichen. Ja, es brauchte Zeit, um das alles zu regeln. So ist das in einer parlamentarischen Demokratie, dennoch muss eine schnelle Klarheit geschaffen werden. Das ist verantwortungsvolle Politik und nicht der Ego- und Profilierungstrip einiger.


Nicht jede und jeder ist in der komfortablen Situation in Ruhe die Zeit zu nutzen, um ein Buch zu lesen oder irgendeinem anderen Hobby nachzugehen. Leider plagt vielen der Gedanke des finanziellen Bankrotts, weil es keine finanziellen Rücklagen gibt bei einem Mindestlohngehalt.


Dann werden auch junge Menschen im Stich gelassen. Es wird vorausgesetzt, dass jeder von denen einen Drucker und einen top-modernen Laptop Zuhause hat. Die Realität ist eine andere. Die eh schon Schwachen werden noch mehr abgehängt. Auch als Gemeinderat finde ich die derzeitige Situation nicht prickelnd. Wir konnten bisher keinen Haushalt beschließen, wir können uns ja nicht treffen. Viel schlimmer ist es, dass der ländliche Raum droht noch mehr angehängt zu werden, wenn kleine Betriebe den Bach heruntergehen oder das Sparkassenmobil nicht mehr ins Dorf kommt und die älteren Menschen sich nicht mehr mit Bargeld versorgen können, um die Nachbarschaftshilfe in Anspruch zu nehmen.


Jetzt denkt ihr bestimmt die beste Lösung wäre den Kopf in den Sand zu stecken: nein. Lasst uns gemeinsam an Lösungen arbeiten, um gestärkt und besser aus der Krise hervorzukommen, bevor diese kam.