Mein Wort zum Sonntag

Krisenmanagement ist etwas Schwieriges. Es erfordert schnelles, durchdachtes und sachliches Handeln. Natürlich ist das ein Wunschdenken und der optimale Fall, dass ein Team aus mehreren Köpfen eine Krise so bewältigt, als wäre es der Normalfall.

Vor allem in der Politik ist das des Öfteren eine Utopie, denn hier wollen sich Menschen profilieren und etwaiges politisches Kaptal schlagen.


Seit gestern steht ein Vorschlag des Thüringer MP im Raum: Ab dem 6. Juni möchte er (Bodo Ramelow) den allgemeinen Lockdown aufheben und durch ein Maßnahmenpaket ersetzen, bei dem die lokalen Ermächtigungen im Vordergrund stehen, so berichtete die Thüringer Allgemeine.

Zwei Probleme habe ich mit diesem Vorhaben. Erstens: Jetzt wird wieder die große Entscheidungs- und Verantwortungslast an die kleinste Einheit des Freistaats, der Kommune, überlassen, die bisher damit schon Schwierigkeiten hatte die Verordnungen und Maßnahmen adäquat umzusetzen. Ich kann diese Bürgermeister*innen verstehen, wenn sie nicht darüber entscheiden wollen, ob eine große Familienfeier oder die Kirmes stattfinden darf oder nicht. Wer wird denn wohl die verbale Prügel einstecken müssen, wenn die Feier des Nachbarn abgesagt werden muss? Richtig. Ich hatte auch das Gefühl, dass sich die Menschen mehr darüber ärgerten, dass jedes Bundeland seine eigenen Regeln aufstellte und jetzt wird es auch noch innerhalb der Thüringer Landkreise einen Flickenteppich an Bestimmungen und Handhabungen geben.

Zweitens: Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass sich immer mehr Menschen nicht mehr so sehr an die allgemeinen Hygieneregeln halten (wollen). Wenn diese auch noch komplett entfallen würden, sehe ich schon die zweite Welle der Pandemie auf uns zukommen, die uns wahrscheinlich noch härter treffen wird als die erste. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin dafür, dass wir wieder alles öffnen, so dass wir eine gewisse Normalität wieder bekommen, dennoch sollten die Schutzmaßnahmen andauern, sodass die Anormalität nicht zur neuen Normalität wird.